Erinnern Sie sich an die Top-News vom 19.04.2024? Julian Nagelsmann bleibt Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft. Mit seiner Bestätigung hatte Nagelsmann es auf die Titelseiten der Tageszeitungen gebracht und die Nachrichten an diesem Tag in einen Fußballrausch verwandelt. Fußball hat Präsenz – vor allem angesichts der kommenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Wir haben uns davon anstecken lassen und einen Vergleich zwischen einem Millionen von Fans begeisternden Sport und dem vermeintlich trockenen Thema Bankenregulierung gewagt – und haben dabei überraschende Parallelen entdeckt.
Regeln – nicht in Stein gemeißelt
In beiden Welten – Fußball und Finanzen – sind Regeln das Grundgerüst für Fairness, Sicherheit und Integrität. Wie auch im Fußball, sind die Regeln im Finanzsektor keineswegs in Stein gemeißelt und bedürfen einer ständigen Anpassung, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden. Die fortschreitende Digitalisierung macht einerseits den Finanzsektor schneller, effizienter und wettbewerbsfähiger – aber auch gleichzeitig verwundbarer: Die Gefahr von Cyberangriffen steigt, die Abhängigkeiten von einigen großen IT-Dienstleistern wachsen.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – kurz BaFin – hat im Januar 2024 die von ihr in den Fokus genommenen Risiken veröffentlicht (hier verlinkt). Die Bankenregulierung muss dahingehend ständig angepasst werden, die Vielzahl der dazu veröffentlichten Vorgaben von den Banken interpretiert und umgesetzt werden können.
Für den Fußball ist ein gutes Beispiel einer schwierigen Regelinterpretation die oft umstrittenen Entscheidungen rund um das Handspiel. Die Interpretation dieser Regel durch die Schiedsrichter und deren Folgehandlungen haben in der Vergangenheit oft zu Kontroversen geführt, hitzige Diskussionen entfacht und manche Stadien in Hexenkessel verwandelt. Obgleich die Regel dazu im Laufe der Zeit immer wieder angepasst wurde, um Klarheit zu schaffen, bleibt die szenenbezogene Interpretation durch die Schiedsrichter oftmals nicht unumstritten (u. a. hier besprochen: Ist dem Fußball die Handspielregel „entglitten“, dpa/RBlive, 26.04.2023).
Transparente Regeln im Finanzsektor
Ähnliche Probleme treten im Finanzsektor auf, wenn Regeln und Vorschriften nicht transparent genug sind. Dies kann zu Verstößen führen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit erschüttern und die Stabilität des Finanzsystems gefährden. Ein markantes Beispiel dafür ist die Finanzkrise von 2008, bei der undurchsichtige Finanzinstrumente und eine unzureichende Regulierung dazu führten, dass Banken riskante Kredite vergaben und schließlich zusammenbrachen. Dies führte wiederum zu einer Vielzahl von Regulierungsmaßnahmen, deren Umfang und Komplexität oft nicht sofort verständlich sind und die Interpretationen von Experten erfordern.
Schiedsrichter und Bankaufsicht: Spielverderber oder Regulierer?
Die Frage nach der Rolle von Schiedsrichtern im Fußball und Regulierungsbehörden im Finanzsektor ist ähnlich. Auf der einen Seite sind sie dafür verantwortlich, Fairness, Integrität und Stabilität zu gewährleisten. Auf der anderen Seite sollen sie den „Ball laufen lassen“. Einerseits werden sie oft als Spielverderber angesehen, wenn ihre Entscheidungen als unfair oder übermäßig streng empfunden werden und sogar von Überregulierung gesprochen wird. Doch andererseits sind sie unverzichtbare Instanzen, die dafür sorgen, dass das Spiel – sei es auf dem grünen Rasen oder im Wirtschaftsleben – fair und sicher bleibt.
Die Herausforderung besteht also darin, Regeln zu schaffen, die transparent, klar und gerecht sind, um Verstöße sowie Fehlinterpretationen zu verhindern und das Vertrauen in alle Beteiligten zu stärken.
Fazit
Kann Fußball alles? Nein, aber wir freuen uns auf ein vielleicht zweites Fußball-Sommermärchen. Auch wegen des pinkfarbenen Auswärtstrikots der EM-Nationalelf, das für Gleichheit und Diversität steht. Barbie-Farbe? Von wegen. Denn wer sieht darin besser aus als Toni Kroos? (Anm. der Red.)
Die Beachtung von regulatorischen Pflichten im Bankgeschäft wirft viele rechtliche Fragen auf, sowohl für die Bankorganisation als auch für die einzelnen Mitarbeiter. Mit unseren Fachmedien unterstützen wir Sie.
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Ein Gastbeitrag von Sabine Birli, DG Nexolution