Gehört der bewaffnete Banküberfall mit maskierten Tätern – häufig eingesetzt als Nervenkitzel in Kriminalfilmen – angesichts der Digitalisierung im Bankgeschäft bald der Vergangenheit an? Heutzutage verlagern sich die Gefahren still und unsichtbar ins Netz: Cyberkriminalität, Phishing-Attacken und auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) gestützte Deep Fakes. Für Bankangestellte bedeutet dies ständige Wachsamkeit angesichts des neuen Sicherheitsrisikos. Doch trotz modernster Schutzmaßnahmen und Präventionen bleibt angesichts immer raffinierterer digitaler Angriffe häufig das Gefühl eines endlosen Katz-und-Maus-Spiels. Wer wird diesen Kampf gewinnen?
Die neue Bedrohung: KI als Waffe
Dass KI inzwischen längst nicht mehr nur ein Segen ist, zeigt die Realität. Cyberkriminelle nutzen KI-gestützte Tools, um raffinierte Angriffe zu starten und die Abwehrmechanismen ständig auf Trab zu halten. Deep Fakes, gefälschte Identitäten und immer raffiniertere Phishing-Taktiken nehmen den Bankmitarbeitenden nicht nur die Sicherheit, sondern belasten sie auch psychisch in hohem Maße. Sich ständig in Alarmbereitschaft zu fühlen, wird schnell zur Zerreißprobe – das ständige Misstrauen, ob der Anruf „des Chefs“ / „der Chefin“ echt ist oder das Video, das eine:n vermeintliche:n Geschäftspartner:in zeigt, nicht doch manipuliert ist, zermürbt.
DORA und die Grenzen der digitalen Widerstandsfähigkeit
Dagegen setzen Banken umfassende Schutzmaßnahmen und viele Hoffnungen auf den neuen DORA-Standard (Digital Operational Resilience Act). Dieser soll den europäischen Finanzsektor widerstandsfähiger gegen IT-Risiken machen. So gut gemeint diese Rahmenbedingungen auch sind, bleiben sie doch ein Wettlauf gegen die Zeit, denn die Entwicklung neuer Angriffsmethoden lässt nicht lange auf sich warten. Sicherheit als Regelwerk aufrechtzuerhalten, ist keine leichte Aufgabe, und das Ziel scheint stets einen Schritt weiter entfernt zu sein (siehe auch DORA – Digital Operational Resilience Act, BaFin, geänderte Fassung vom 14.10.2024).
Geldautomatensprengungen: Eine alte Gefahr in neuer Form
Physische Bedrohungen bleiben weiterhin präsent: Trotz eines leichten Rückgangs gab es in Deutschland 2023 insgesamt 461 Fälle von Geldautomatensprengungen – das zweithöchste Niveau seit Beginn der Erhebungen (Quelle: Bundeslagebild Angriffe auf Geldautomaten 2023 des BKA, veröffentlicht am 28.08.2024). Vermehrt nutzen Täter feste Explosivstoffe, was die Sachschäden und das Risiko für Unbeteiligte und Einsatzkräfte erheblich steigert. Um diese Bedrohung besser zu bewältigen, arbeiten Behörden und Finanzinstitutionen gemeinsam an Schutzmaßnahmen, die bis 2025 umgesetzt werden sollen.
Die Kombination aus digitalem und physischem Risiko zeigt, wie wichtig umfassende Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeitssicherheit in Banken sind.
Digitale Währungen – Chance oder Risiko?
Die Einführung digitaler Währungen und der schrittweise Rückgang von Bargeld werden die Arbeitssicherheit in Banken nachhaltig verändern und neue Anforderungen an den sicheren Umgang mit digitalem Geld schaffen. Digitales Geld bringt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen: Es kann Transparenz und Sicherheit im Finanzverkehr stärken, die Kontrolle über Transaktionen verbessern und die Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismusfinanzierung effizienter gestalten. Die zentrale Herausforderung liegt jedoch darin, digitale Schwachstellen ebenso sicher abzuschotten wie früher die physischen Tresore – eine anspruchsvolle Aufgabe, die innovative Sicherheitslösungen und neue Standards erfordert.
Cyberkriminalität versus Cybersicherheit: Banken auf dem Weg zur digitalen Resilienz
Um in diesem digitalen Versteckspiel die Oberhand zu gewinnen, müssen Banken zunehmend auf einen ganzheitlichen Ansatz zur Cybersicherheit und Resilienz setzen. Künstliche Intelligenz, die lange als Bedrohung galt, wird nun genutzt, um verdächtige Muster zu erkennen und Angriffe abzuwehren, bevor Schaden entsteht. KI-gestützte Überwachungssysteme verschaffen Banken oft einen entscheidenden Vorsprung. Dazu ist die enge Zusammenarbeit zwischen Behörden und Finanzinstituten unerlässlich: Der Informationsaustausch über aktuelle Bedrohungen, wie ihn der DORA-Standard vorsieht, ermöglicht schnelle Erkennung und koordinierte Abwehrmaßnahmen. Schulungen schärfen zudem das Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitenden und reduzieren das Risiko, Phishing- oder Betrugsversuchen zum Opfer zu fallen.
Neben technologischen Lösungen bleibt der Fokus auf der psychischen Gesundheit der Angestellten wichtig. Durch stabile Schutzmechanismen und klare Protokolle kann das Sicherheitsgefühl in Banken gestärkt werden, was das Vertrauen der Mitarbeitenden in ihre Umgebung festigt. Langfristig entsteht so eine Resilienz, die den Arbeitsplatz sicher macht – online und offline. Mit einer Kombination aus technischer Innovation und menschlichem Rückhalt wird die Abwehr gestärkt, sodass der Erfolg am Ende auf sorgfältiger Planung und durchdachten Strategien beruht.
Arbeitssicherheit in Banken bedeutet heute, der digitalen Welt stets einen Schritt voraus zu sein – mit kluger Technik und einem Fokus auf die Menschen, die sie schützt.
In unserem Fachbeitrag „Künstliche Intelligenz: Im Fadenkreuz“ geben die Autoren René Hippen und Felix Jancker, beide Geschäftsführer der Admijalo Dienstleistungs GmbH, einen Überblick über die Gefahrenlage durch KI und wie Geschäftsleitungen gemeinsam mit den Informationssicherheitsbeauftragten ihre Schutzmaßnahmen erhöhen müssen.
Wir möchten Sie mit unserem Fachinformationsangebot zum Thema Arbeitssicherheit unterstützen, hier ist eine Auswahl unserer Publikationen zu verschiedenen, sicherheitsrelevanten Themen:
- Arbeitssicherheit in Kreditinstituten
- Modul Mitarbeiter-Leitlinien
- Mitarbeiterinformation zur Verhinderung von Betrug und sonstigen strafbaren Handlungen
- Wertpapier-Compliance-Organisation der Kreditinstitute
- Abwehr von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
- Sicherheit in Banken
- Mindestanforderungen an das Beschwerdemanagement
- Datenschutz und Bankgeheimnis
- Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
Ein Gastbeitrag von Sabine Birli, DG Nexolution