Abonnieren oder lesen Sie regelmäßig gedruckte Magazine? Vielleicht zu den Themen Gesundheit, Haus und Garten, Familie, Mode oder Autos? Wir betrachten, warum trotz ökologischer Vorbehalte gegenüber Papiererzeugnissen, dem selbstverständlichen Rezipieren digitaler News und dem Einzug Künstlicher Intelligenz in den Alltag weiterhin am Papier festgehalten wird. Oder ist das Ende des guten alten Papier-Magazins trotz der Zahlen bereits absehbar?

Papers? Papers!

Glaubt man den veröffentlichten Auflagenhöhen namhafter Verlage (gelesen am 01.04.2024: Liste der auflagenstärksten Zeitschriften, Wikipedia), wird zu den oben genannten Themen geblättert, was das Zeug hält. Ist dies nur mit einem tief verwurzelten haptischen Bedürfnis zu erklären? Dem Bewahren von Gelesenem, das digital allzu flüchtig daherkommt?

Vielleicht liegt einer der Gründe, warum an gedruckten Magazinen festgehalten wird, darin, dass sich hier eine Möglichkeit bietet, der digitalen Reizüberflutung zu entfliehen. Vielleicht ist es die wohltuende Auszeit vom Blick auf den Screen. Hier gibt es keine störenden Push-Up-Benachrichtigungen und aufdringlichen Werbeanzeigen, die den Lesefluss unterbrechen und weggeklickt werden müssen. Ist die Lust auf Entschleunigung dieser Art nur eine Angelegenheit der an alten Gewohnheiten festhaltenden Generation der best agers? Sieht man sich jedoch die Auflagenzahlen zu den Themen Familie, Haus und Wohnen, Mode an (a.a.O.), so ist diese Zielgruppe deutlich jünger.

Mode-Magazine, die Themen und Produkte auf eine bildhaft ansprechende Weise anbieten und den Freizeitwert bzw. den Konsum ansprechen, haben eine Leserschaft, die zwischen 18 und 50 liegt. Hier sahen sich die Unternehmen gefordert, ihren LeserInnen neben dem gedruckten Heft eine Kombination aus Web- und Social-Media-Auftritten anzubieten. Und zudem wird diese Zielgruppe von der Bekleidungsindustrie stark umworben, sich auf digitale Showrooms im Metaverse einzulassen (hier gelesen: Die unendliche Welt der Metaverse-Studien, 24.07.2024, www.textilwirtschaft.de).

Digitale Showrooms und Metaverse – was kommt auf uns zu?

Sind digitale Showrooms für Produktpräsentationen längst eingeführt, erlangen diese durch eine erweiterte 3D-Umgebung eine deutliche Steigerung des bisherigen virtuellen Erlebens. BesucherInnen erhalten hier umfassende Vorführungen und Beratungen, bevor sie die gezeigten Produkte bestellen und können mithilfe eines speziellen Headsets (VR-Brillen) mit virtuellen Stellvertretern (Avataren) agieren. Wer dies bisher als Außenstehende/Außenstehender nur dadurch kennt, dass sich Personen, ausgestattet mit schweren Brillen und Spezialhandschuhen wie Taucher auf dem Trockenen bewegen, sollte einen Selbstversuch wagen. Durch die Anwendung über einen Webbrowser sind diese digitalen Showrooms einfach zugänglich (wie z. B. der virtuelle Showroom der Falke-Gruppe).

Das Metaverse dagegen ist ein umfassenderes Konzept und mehr als nur ein digitaler Showroom. Hier können BesucherInnen mittels ihrer virtuellen Stellvertreter in Echtzeit interagieren, spielen, arbeiten und Geschäfte tätigen. Es handelt sich um eine vernetzte und persistent existierende digitale Realität, die verschiedene Plattformen und Anwendungen umfasst, während digitale Showrooms nur einen Teil des Metaversums darstellen (u. a. hier am 06.04.2024 gelesen: Metaversum, World of VR).

Wie das Metaverse gedruckte Magazine ablösen könnte

Denn machen wir uns nichts vor: Die junge Generation wird sich nicht um haptische Erlebnisse beim Lesen gedruckter Lektüre scheren, da sie es durch Gaming gewohnt ist, virtuelle Welten zu erobern und zu gestalten. Das gilt auch für technologisch affine NutzerInnen (LeserInnen) der anderen Altersklassen.

Das Metaverse hat das Potenzial, gedruckte Magazine in Bereichen wie Mode, Reisen und Auto zu ergänzen oder sogar zu ersetzen. Statt statischer Bilder können BenutzerInnen in immersive virtuelle Umgebungen eintauchen, um Produkte zu erkunden, Reiseziele zu erleben oder Autos zu testen. Diese interaktiven Erlebnisse bieten ein höheres Maß an Engagement und Personalisierung, da die Produkte und Dienstleistungen in einer virtuellen Realität erlebt werden können. Darüber hinaus können Unternehmen im Metaverse innovative Marketingstrategien einsetzen, um ihre Zielgruppen anzusprechen und einzigartige Markenerlebnisse zu schaffen. Durch die Nutzung des Metaversums können gedruckte Magazine durch dynamischere und interaktivere Inhalte ersetzt werden, die den Bedürfnissen einer digitalen und zunehmend vernetzten Gesellschaft besser gerecht werden.

Mittelfristig: Das Beste aus beiden Welten

Die technischen Herausforderungen für eine flächendeckende Einführung digitaler Erlebnisräume sind für Verlage und andere Unternehmen noch zu komplex, die Kosten dafür zu hoch. Wenn diese in Zukunft die Vorteile digitaler Showrooms und Metaverse-Welten erkennen und effektiv einsetzen, könnte das die Akzeptanz auch bei den VerbraucherInnen steigern, die dies bisher noch nicht kennen.

Wir als Redaktionsteam warten darauf, dass die erforderlichen Werkzeuge für den Eintritt in metaverse Showrooms weniger auffällig, die Ausführungsbewegungen für das Agieren darin dezenter werden. Zunächst trainieren wir gedanklich den Wechsel zwischen Virtualität und Realität, indem wir uns wieder einmal Filme wie Inception des britisch-US-amerikanischen Regisseurs Christopher Nolan aus dem Jahre 2010 ansehen, der filmisch die Grenzen zwischen Traum und Realität durchbricht. Wir liebäugeln bereits mit dem Gedanken, zukünftig zwischen virtuellen Models auf einer Fashion Week zu spazieren, Landschaften zu erkunden, bevor wir eine Reise dorthin planen oder uns die Auswirkungen des Klimawandels hautnah vor Augen zu führen, um dafür sensibler zu werden. Es gibt viele Ansätze, doch sind die technischen Anforderungen und Kosten dazu sehr hoch. Zwischenformen, wie webbasierte Erlebnisräume, um die Inhaltsnutzung von Magazinen zu erweitern, sind hier die nächste Stufe.

Für die treuen AnhängerInnen klassischer Papiermagazine gibt es vorerst Entwarnung: Es kann weiterhin geblättert, geraschelt, gestapelt und gesammelt werden. Bis irgendwann der letzte Tag des Magazins gekommen ist, an dem es seinen finalen Gang zum Recyclinghof antritt.

 

Egal, ob Sie Ihre Zeitschriften lieber digital oder in Printform konsumieren, wir unterstützen Sie mit einer Vielzahl von Zeitschriften und Periodika zu aktuellen Themen.

Das Redaktionsteam der BankInformation gibt in einem Beitrag Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten, die für das monatliche Erscheinen des Fachmagazins für die Volksbanken Raiffeisenbanken erforderlich sind.

 

Ein Gastbeitrag von Sabine Birli, DG Nexolution

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