Was sind Ihre Aufgaben und Handlungsfelder als Nachhaltigkeitsbeauftragte?

Meine Aufgabe ist es, Nachhaltigkeit in alle Entscheidungen und Prozesse unserer Bank zu integrieren. Der Idealzustand, den ich anstrebe, ist, dass das Thema ganz automatisch immer mitläuft und eine Stelle wie meine eigentlich gar nicht mehr nötig ist. Das heißt, optimalerweise übernehmen die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ihr Tagesgeschäft und es braucht keine zusätzliche Schnittstellenfunktion mehr.

Was beinhaltet die Klimaschutz-Selbstverpflichtung, die die Edekabank als eines der ersten deutschen Finanzinstitute unterzeichnet hat?

Damit verpflichten wir uns dazu, das Thema Nachhaltigkeit bei all unseren Investitionen mitzudenken und die Finanzströme, die wir beeinflussen können – also sowohl Eigenanlagen als auch von uns vergebene Kredite –, so auszurichten, dass sie mit den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens kompatibel sind.

Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie in Ihrer Bank auf dem Weg zu einer nachhaltigen Unternehmensführung?

Unsere Maßnahmen betreffen zum einen das Kerngeschäft und zum anderen die Geschäftsperipherie. Im Kerngeschäft arbeiten wir gerade daran, die Emissionen dessen, was wir finanzieren, zu berechnen. Auf dieser Basis verabschieden wir dann konkrete Klimaziele. Das gilt sowohl für Eigenanlagen als auch für die Kreditvergabe. Schon heute haben wir strikte Ausschlusskriterien und Positivkriterien verabschiedet, anhand derer wir entscheiden, welche Unternehmen für uns investierbar sind und welche nicht. Damit reduzieren wir auch gleichzeitig die Nachhaltigkeitsrisiken in unserem Portfolio. In die Geschäftsperipherie fällt unter anderem die Betriebsökologie. Wir haben zum Beispiel smarte Heizkörperthermostate in unseren Büros installiert, die erkennen, ob sich jemand im Raum befindet. Wenn das nicht der Fall ist, regulieren sie die Temperatur automatisch herunter – eine Maßnahme, die gerade in Zeiten zunehmenden mobilen Arbeitens sehr sinnvoll ist. Daneben betrachten wir auch unsere Lieferketten. Wir sprechen mit unseren Lieferanten und Dienstleistern und regen sie an, selbst eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Auch das zahlt indirekt auf unser eigenes Konto ein.

Welche Empfehlungen haben Sie für Genossenschaftsbanken, um nachhaltiger zu handeln?

Der erste Schritt sollte sein, die eigene Klimabilanz zu berechnen und zu bestimmen, wie viele Emissionen man selbst vor Ort produziert. Dazu können Angebote wie „Mission CO2“ von DG Nexolution genutzt werden. Es gilt zunächst herauszufinden, was die größten Emissionstreiber sind und welche Maßnahmen es gibt, um diese zu reduzieren. Wenn man diese Faktoren identifiziert hat – bei uns ist das die Mobilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter –, sollte man dort beginnen zu reduzieren, etwa indem weniger Flüge geplant werden und auf Elektroautos umgestellt wird. Viel wichtiger ist es aber, das Kerngeschäft zu betrachten. Denn hier haben die Banken den größten Hebel, um Klima und Soziales zu beeinflussen. Dementsprechend lautet meine Empfehlung für Genossenschaftsbanken, sich wirklich intensiv mit dem eigenen Kerngeschäft zu beschäftigen: Wie können Nachhaltigkeitskriterien in die Eigenanlagen integriert und wie können bestimmte Anlagen ausgeschlossen werden, zum Beispiel in Rüstungsunternehmen oder fossile Industrien? Und schließlich sollten Banken auch bei Firmenkundinnen und -kunden Nachhaltigkeit thematisieren und Empfehlungen geben, wie diese nachhaltiger handeln können.

Wie sieht es in den Bereichen Karten und Zahlungsverkehr aus? Welche Ansätze sehen Sie hier?

Auch hier gibt es einige Stellschrauben. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden etwa ein klimaneutral verwaltetes Girokonto an. Darunter fallen unter anderem der klimaneutrale Versand von Vertragsunterlagen, Recycling-Papier, Bezug von Ökostrom oder alternative Kartenmaterialien. Solche Dinge sind gerade deshalb so interessant, weil sie für Kundinnen und Kunden sehr viel greifbarer sind als zum Beispiel Ausschlusskriterien in den Eigenanlagen. Spannend wäre natürlich auch, den Kundinnen und Kunden anhand ihrer Umsätze ihren CO2-Fußabdruck auszuweisen. Transparenz ist schließlich immer der erste Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

 

Quelle: C+Pspektrum, Ausgabe 34

 

Beim Karten-Forum 2021 hat Frau Dr. Zimmermann die Nachhaltigkeitsstrategie der Edekabank in einem Vortrag dargestellt. Die Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie im Cards Portal.

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