Die einleitende Überschrift hätte auch Financial Literacy – einfach für Schulen“ lauten können, denn finanzielle Kompetenz bedeutet: Investitionen planen, Schulden managen und Geldanlagepläne für die Altersvorsorge errechnen können – und das hat größtenteils etwas mit (ja, ja) Mathematik zu tun.

Anstatt Schüler und Schülerinnen mit Rechenaufgaben wie dieser zu langweilen: „Ein Stuhl kostet 40 € plus die Hälfte des Verkaufspreises. Wie lautet der Verkaufspreis?“ (ein Tipp: die Antwort 60 € ist falsch), könnte demnächst beispielsweise die Sparrate für ein Smartphone errechnet werden, um frühzeitig mehr Interesse an Finanzthemen zu entwickeln. Zu einfach? Welche Möglichkeiten gibt es, für mehr Finanzbildung zu sorgen und inwieweit könnte Künstliche Intelligenz (KI) dabei behilflich sein?

Aufbruchstimmung in Bundesministerien

Genau genommen lautet die Initiative Aufbruch finanzielle Bildung: für mehr Teilhabe, Wachstum und Wohlstand. Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger diskutierten in einer Auftaktveranstaltung am 23. März 2023 die Erfordernisse für eine bessere Finanzbildung, wie diese erreicht werden kann, welche Themen und Zielgruppen dabei in den Blick genommen werden müssen und wie die bestehenden Angebote in den Finanzbildungsbereich einbezogen werden können.

Grund dafür sind u. a. die aus einer OECD-Studie (hier gelesen: BaFin Verbraucherschutz: Finanzwissen ausbaufähig vom 20.04.2023) hervorgegangenen Defizite zur Finanzbildung: So kann ein Drittel der Deutschen eine einfache Zinsformel nicht mehr herleiten (hüstel:  Auch in unserem Team räumte der eine oder andere ein, hier nicht Formel-sicher zu sein). Die diese Diskussion abschließende Frage und gleichzeitig der Auftrag an die Kultusministerien lautete: Soll/kann dafür ein neues Schulfach geschaffen werden?

Who teaches who?

Ob ein zusätzliches Schulfach Finanzbildung in den bereits jetzt schon prallgefüllten Lehrplänen Platz hat, darüber müssen die Kultusministerien entscheiden. Um dies umzusetzen, müssten nämlich zunächst die Lehrkräfte geschult und auf das Thema eingestimmt werden. Wechselnde, aktuelle Themen in den Unterricht aufzunehmen, bedeutet für sie, mehr Zeit für die Unterrichtsvorbereitung aufzuwenden.

Zwar gibt es bereits Tools, um das vorhandene Wissen zum Thema Finanzbildung abzuholen – und eine eigens dafür von den Bundesministerien geplante Plattform soll schnellstmöglich entwickelt werden – doch müssten die Zugänge dazu geschaffen und die notwendige Fachkompetenz für die Anwendung erarbeitet werden.

ChatGPT: Improving the Prompt

Der KI-Chatbot ChatGPT kann blitzschnell form(el)schöne Ergebnisse zur Zinseszinsrechnung liefern, vorausausgesetzt, die Fragestellung und Eingabe im Prompteditor ist eindeutig formuliert. Denn gemäß der Müll-rein-Müll-raus-Devise führt die Erwartungshaltung gegenüber einem KI-Chatbot schnell zum Frust, wenn die Anfrage nicht mit den der KI zur Verfügung stehenden Mustern gematcht werden kann.

Um beispielsweise eine Lösung für die Errechnung von Zinseszinsen einer Geldanlage mithilfe von ChatGPT zu erhalten, müssen die zu berechnenden Parameter bekannt sein. Dies setzt voraus, dass Muster (Pattern) für die Rechenwege und mathematische Grundlagen geschult und verstanden werden – und dabei ist es nebensächlich, ob der Gegenstand der Übungsaufgabe ein Smartphone, eine Handtasche oder eben ein Stuhl ist.

Zugänge zu vorhandenem Wissen erleichtern

Es ist ohne Frage von entscheidender Bedeutung, dass die Förderung der Financial Literacy bei Jugendlichen auf vielfältige und kreative Weise erfolgen muss, um Akzeptanz für die Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema zu schaffen. Dies könnte auch über Finfluencer in den Social Media-Kanälen oder Plattformen mit einfachen Zugangsvoraussetzungen stattfinden. Financial Literacy soll Jugendliche in die Lage versetzen, ihr Leben aktiv und selbstbestimmt zu gestalten.

Neben diesen politischen Bestrebungen, die Finanzkompetenz zu verbessern, sollten jedoch auch weitere Themen herangezogen werden, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, wie beispielsweise Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Ob auch dafür eigene Schulfächer eingeführt oder bestehende Fächer wie Wirtschaft, Biologie, Chemie und Physik dahingehend (wenn nicht bereits geschehen) angereichert werden, darüber müssen die Kultusministerien entscheiden. Ziel sollte es in jedem Fall sein, eine flächendeckende Bekanntheit von Wissensplattformen und einfache Zugänge für einen Zugriff auf das zu diesen Themen bereits vorhandene Wissen zu schaffen.

 

Zur Financial Literacy gehört es auch, kluge Entscheidungen im Zusammenhang mit Investitionen treffen zu können. Mit Ihrer Anlageberatung sogen Sie dafür, dass Ihre Kundinnen und Kunden, ihre Ziele erreichen und langfristig Vermögen aufbauen können. Alles zum Thema Anlageberatung finden Sie bei uns.

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Ein Gastbeitrag von Sabine Birli, DG Nexolution

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