Die BankInformation (BI) ist das Fachmagazin der Volksbanken Raiffeisenbanken, herausgegeben vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Im vergangenen Jahr fand eine Systemumstellung statt, um die Inhalte der BI auch in das DG Medienportal, dem Fachinformationsportal des DG VERLAGES integrieren zu können. Im Interview sprechen die Produktmanager Barbara Ries und Christine Blum über die neueste Weiterentwicklung und ihre Erfahrungen mit der Projektarbeit.
Die BankInformation ist schon seit 2004 über eine Website verfügbar. Wie lief die Projektarbeit bei der technischen Weiterentwicklung der BI bisher?
BR: Zunächst war die BI-Website nur ein besseres Archiv, das 2010 um zusätzliche Inhalte erweitert wurde. 2010/2011 lief die komplette Entwicklung inhouse bei mir. Das war mehr oder weniger ein „1-Personen-Projekt“. Der Vorteil damals war, dass wir ein Open-Source-CMS verwendet haben und dieses mit eigenen Kenntnissen erweitern und optimieren konnten. Für einzelne Plug-ins, wie z. B. die Archivfunktion und das Design, hatten wir externe Dienstleister beauftragt.
Nun wurde die BI ins DG Medienportal integriert. Wie kam es dazu?
BR: Der DG VERLAG hat ein großes Angebot verschiedener digitaler Fachinformationen: 2016 gab es sechs eigenständige Fachinformationsanwendungen. Viele Kunden wünschten sich deshalb, dass all diese Inhalte auf einer Plattform zugänglich sind. Aus diesem Anliegen heraus entwickelten wir im Jahr 2017 das DG Medienportal. Hier werden alle digitalen Fachinformationen des DG VERLAGES sukzessive unter einem zentralen Zugriff und somit auf einem technischen System zusammengeführt. Das DG Medienportal umfasst inzwischen 12 Module.
Wie haben Sie den Umzug der BI-Website ins DG Medienportal vorbereitet?
CB: Eine besondere Herausforderung war, dass die BI, das Fachmagazin des BVR, als eigenständige Marke erkennbar bleiben sollte. Daher mussten wir zunächst in einem Design-Workshop ein zielgruppengerechtes Navigationskonzept entwickeln, das mit den technischen Möglichkeiten des DG Medienportals umgesetzt werden konnte.
BR: Im Rahmen der technischen Umsetzung mit einem externen IT-Dienstleister wurden anschließend mehr als 100 User Stories definiert. Die Erstellung von User Stories ist eine gute Methode, da man die Prozesse bewusst durchdenken muss. Bei der Entwicklung einer Website stellen sich essenzielle Fragen: Wie navigiert ein Nutzer durch die Website? Was bekommt er oder sie angezeigt? Welche Informationen werden vermittelt? Das alles mussten wir uns schon beim Erstellen des Backoffice, also der Maske, die ein Redakteur verwendet, um Inhalte einzupflegen, überlegen. Diese Arbeit liegt mir, weil ich es einfach finde, mir den Prozess ganzheitlich vorzustellen.
Sie haben sich für agiles Projektmanagement entschieden. War das neu für Sie?
BR: Nein, ich hatte schon erste Erfahrungen mit agilem Projektmanagement in einem Projekt zum Relaunch der Unternehmens-Website des DG VERLAGES gemacht. Und auch die Entwickler unseres IT-Dienstleisters hatten in anderen Projekten schon erfolgreich damit gearbeitet. Die Methoden an sich sind für ein Projekt wie den Website-Relaunch aus meiner Sicht sehr gut geeignet.
CB: Ansonsten ist die Projektarbeit viel Learning by Doing, die Methoden sind nicht kompliziert. Das Aufwändigste sind die User Storys, denn jeder durch einen Klick des Nutzers ausgelöste Prozess muss bis ins Detail durchdacht und beschrieben werden, damit der Entwickler genau weiß, wie die Funktion umgesetzt werden soll.
Wie haben Sie im Projektteam zusammengearbeitet?
BR: Im agilen Projektmanagement arbeitet man in mehrwöchigen Sprints. In unserem Projekt umfasste jeder Sprint zwei Wochen. Für jeden Sprint wurde gemeinsam mit den Entwicklern der Aufwand der umzusetzenden User Storys durch Planning Poker geschätzt und dem jeweiligen Sprint zugeteilt. Die agile Methode lässt darüber hinaus jedoch auch zu, dass die Entwickler offene User Storys in den aktuellen Sprint zusätzlich mit reinziehen, wenn noch Ressourcen übrig sind.
CB: Am Ende eines Sprints, im Review, hatten wir jeweils die Möglichkeit, die umgesetzten User Storys in der Entwicklungsumgebung zu testen und eventuelle Nachbesserungen zu besprechen. Und auch der tägliche Kontakt mit den Entwicklern im Rahmen der Dailys war sehr hilfreich. Als Auftraggeber bzw. Produkt Owner konnten wir somit schnell eingreifen und evtl. fehlende Informationen nachliefern bzw. Prozesse nachbessern.
Was haben Sie während des Projekts gelernt?
BR: Charakteristisch für das agile Projektmanagement ist die Fokussierung auf das zu liefernde Produkt. Termintreue, Kostentreue oder Erfüllung eines spezifizierten Leistungsumfangs sind weniger „wichtig“. Wenn man sonst mit klassischem Projektmanagement, also der Wasserfall-Methode, gearbeitet hat, muss man schon umdenken.
CB: Da wir ein bestehendes System ablösen wollten, konnten wir jedoch nicht hinter den Leistungsumfang zurücktreten, den die Nutzer schon kannten. Wir hatten also ein MVP (Minimum Viable Product, wörtlich: „minimal überlebensfähiges Produkt“) mit einem hohen Reifegrad.
BR: Dieser hohe Reifegrad hat am Schluss dazu geführt, dass wir unsere ursprüngliche Zeit- und Budgetplanung anpassen mussten. Das haben wir für uns mitgenommen: Als Product Owner darf man den Überblick über das Gesamtprojekt nicht verlieren. Während der Sprints waren wir zum Teil sehr tief in der fachlichen Anforderung: Man spezifiziert die User Storys, überlegt sich Meldungstexte und prüft, ob die Tickets richtig umgesetzt wurden. Dabei kann man sich schnell in Details verlieren. Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Gesamtergebnis sehr zufrieden: Die technische Integration in das DG Medienportal mit übergreifender Suche und Single-Sign-On funktioniert wie geplant, die Usability wurde verbessert und die BankInformation ist weiterhin als eigene „Marke“ erkennbar.
Vielen Dank für den Einblick!
Der DG VERLAG beschäftigt sich viel mit Projektarbeit – mit der Neu- und Weiterentwicklung seiner Produkte. Seit Januar 2020 führten die Mitarbeiter*innen des Projektmanagements ein neues Projektvorgehen ein. Wie flexibel das die Projektarbeit seither macht, lesen Sie hier.
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